Ankunft in Luxor

Dienstag 23. Oktober 2018

Es ist unser letzter Segeltag auf der Afandina. Nach einem reichhaltigen Frühstück treffen wir uns zum Austausch der Erlebnisse vom Vortag, im Tempel des Horus, der als Falke oder Menschen mit Falkenkopf dargestellt wird. Wieder einmal ist es sehr bereichernd den anderen zuzuhören und beim Einen und Anderen Übereinstimmung mit meinen Wahrnehmungen festzustellen. Das unterstützt die Integration.

Um auf dem Nil nach Luxor zu gelangen, müssen wir durch ein Lock hindurch geschleust werden.  Das hat mit dem Staudamm von Assuan und der Regulierung der Wassermenge zu tun, jedenfalls habe ich das so verstanden. Wir werden in einen engen Schacht geschleust, unser Captain und die Crew sind voll beschäftigt die Afandina richtig zu platzieren. Vor uns und hinter uns werden riesige Schranken geschlossen. Ganz langsam wird Wasser aus dem Schacht gelassen, so dass wir hinunter sinken, immer tiefer, bestimmt 10-15 Meter. Dann öffnen sich die Schranken vor uns und  
weiter gehts, nach Luxor wo wir noch vor Sonnenuntergang Anker legen.

In der Abenddämmerung besteigen wir ein Taxi Boot, dass uns ans andere Ufer ins Herzen der Stadt Luxor führt. Wir steigen in einen Car und werden keine 5 Minuten später vor dem Tempel in Luxor wieder abgesetzt. Laufen wäre nicht in Frage gekommen, sagt Akram, das wäre für ihn zu viel Stress. Nicht etwa weil es gefährlich wäre, sondern wegen den Verkäufern, die uns sicher belagern würden und er damit beschäftigt sein würde, sie von uns fern zu halten. Ich verstehe ihn. Dennoch gibt es in solchen Situationen auch ganz tolle Begegnungen mit den Bewohnern und ein Schnäppchen noch oben drauf.

Der Tempel von Luxor ist architektonisch mehr als beeindruckend. Auch weil so viele verschiedene Kulturen und Mächte hier ihre Zeichen und Einflüsse hinterliessen. Die vielen Verwüstungen der alten, ägyptischen Kunst, nicht bloss hier, schmerzte mich jeweils. Gesichter der Gottheiten wurden abgekratzt, verstümmelt. Aki pflegte zu sagen: vor der Zeit der Archäologie hätte jeder hierher kommen können und was gefunden wurde, konnte behandelten werden. So tauchen gar kürzlich im Erbe einer reichen familienlosen Dame eine Mumie auf. Ich bin verblüfft!

Energetisch erlebe ich jedoch eine ganz andere Geschichte. Und es sind nicht mal the hunderten von Touristen die in den frühen Abendstunden durch die Tempelanlage schlendern. Meist in Gruppen den Erzählungen zu den Statuen und der Kunst ihres Reiseführer horchend.

Nein, es herrscht hier in meiner Wahrnehmung energetisch Verwirrendes. Als ob alles etwas durcheinander geraten ist. Altägyptisches, Römisches, Griechisches, Arabisches alles kreuz und quer. Während ich das hier schreibe, beame ich mich gleich nochmals dahin. Die Eindrücke, Bilder und Gefühle der Gesteine, Statuen, Säulen, des Ortes selbst kamen nur so auf mich zu geworfen. Innere Szenen von anderen Zeiten spielen sich vor meinem inneren Auge ab.

Wir müssen uns beeilen, da Akram wieder mal eine Ecke des Tempels für uns frei machen konnte und uns 15 Minuten gewähren kann. 

Wir standen im Kreis innerhalb eines dachlosen Gebäudes in einer Ecke, umzingelt von gigantischen Säulen. Alle schlossen die Augen um so schnell wie möglich in einen meditativen Zustand zu kommen. Ich konnte meine Augen nicht schliessen, in mir drehte sich alles wie auf einem Hochgeschwindigkeits-Karussell. Ich fixiere einen Punkt am Boden… auch das hilf nicht. Also beginne ich in die Runde zu schauen um festzustellen, dass Einige gerade eine ziemlich intensives Erlebnis haben mit dem was sie fühlen, wahrnehmen.

Wiedermal ist es der Austausch mit Lo und Re, der mir klarere Sicht verschafft. Die beiden empfanden zwar nicht grad so wie ich, doch ähnlich.

Wir verbringen vielleicht 90 Minuten insgesamt im Tempel von Luxor. Nach der Meditation haben wir Zeit, um selber durch den Tempel zu schlendern. Ich entscheide mich, auf schnellstem Weg in Richtung Car zu marschieren. In Ruhe eine zu rauchen und das Erlebte zu reflektieren.

Schnell waren meine Gedanken beim nächsten Tag. Das würde ein Langer werden. Mit insgesamt sieben Stunden Carfahrt… Tagwache um 3:30 Uhr…

Auch wenn ich hier nicht zu meinen acht Stunden Schönheitsschlaf komme, fühle ich mich fit und gut drauf. Das ist auch der Kraft dieses Landes, dessen Menschen, der Sonnenaufgang- und -untergang zu verdanken.